Wildkraut des Monats Dezember - Brunnenkresse

 

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Neues aus der Kräuterschule

Brunnenkresse

Wildkraut im Dezember "Echte Brunnenkresse"

Jetzt im Winter möchte ich euch die Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale R. Br.; Synonym Rorippa nasturtium-aquaticum (L.)Hayek) vorstellen. Sie ist wintergrün und schmeckt am besten in den Monaten mit „r“, sprich von September bis April, da sie da nicht mehr blüht. Die Brunnenkresse gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae, veraltet Cruciferae), deren Merkmal die 4 Kelchblätter und ihre 4 kreuzweise gestellten Kronblätter und die Schoten sind.

Im Volksmund wird sie auch Wasserkresse oder Bachkresse genannt, was auf ihren Standort hinweist. Ihr solltet die Brunnenkresse möglichst nur an Quellen und anderen sauberen Fließgewässern ernten, auf alle Fälle nicht in der Nähe von Viehweiden! Sie könnte den Leberegel,- ein Parasit,  der durch den Kot von Schafen und Rindern ins Wasser gelangen kann -, übertragen. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen  wollt, müßt ihr die Pflanze abkochen, was auch die Parasiten tötet, auf alle Fälle gut waschen. Aber normalerweise gilt die Brunnenkresse als Indikator für beste Wasserqualität, warum sie auch immer seltener wird.

Die gern in Polstern wachsende Brunnenkresse ist mehrjährig, und hat einen hohlen Stengel der bis über 60cm lang werden kann und mit vielen kleinen weißen Wurzeln unter Wasser verankert ist. Seine fleischigen kriechenden Triebe mit den dunkelgrün glänzenden, rund gefiederten Blättchen ragen aus dem Wasser heraus.Am besten schneidet ihr die Triebe an der Wasseroberfläche mit einer Schere ab, damit die Pflanze wieder weiterwachsen kann. Somit könnt ihr sie immer wieder ernten und ihr müsst keinen aufgewühlten Schlamm mühsam entfernen.

Verwechseln könnte man die Brunnenkresse mit dem am gleichen Standort wachsenden Bitterem Schaumkraut (Cardamine amara),und anderen Schaumkrautarten wie z.B.das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) deren Kreuzblüten ebenfalls weiß sein können. Unterscheiden kann man das Bittere Schaumkraut durch dessen violetten Staubbeutel und dem mit Mark gefüllten Stängeln , die im Gegensatz zu unserer Brunnenkresse aber aufrecht aufsteigen.  

Unsere Brunnenkresse hat gelbe Staubbeutel und einen hohlen Stengel. Eine Verwechslung ist aber unproblematisch, da die Schaumkraut-Arten in Wirkung und Geschmack ähnlich wie die Brunnenkresse sind. Der Geschmack aller ist scharf, bitter bis rettichähnlich. Typisch ist der beim Zerreiben der Pflanzen auftretende Meerrettichgeruch, der auch von den Senfölglykosiden herrührt. Pflanzen mit Senfölglykosiden gehören - mit Ausnahme der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) – alle zur Familie der Kreuzblütler.
Die scharfschmeckenden, antibiotisch wirkenden Senfölglykoside schützen die Pflanze selbst vor Fraßfeinden und Mikroorganismen.

Die Brunnenkresse könnt ihr das ganze Jahr sammeln, aber am besten schmecken die Blätter von noch nicht erblühten Pflanzen. Auch hat sie frisch verwendet die größte Wirkung, beim Trocknen verliert sie den scharfen Geschmack. In den meisten Büchern wird sie getrocknet als unwirksam beschrieben, was ich nicht glaube und was es nachzuforschen gäbe. Wenn ihr Infos habt würde ich mich freuen.

Schon in der Antike und bei den Römern war die Brunnenkresse hoch angesehen. In allen alten und neuen Büchern wird sie gerühmt. In Erfurt und Weimar wird sie seit dem 17. Jahrhundert im großen Stil an den dort vorkommenden warmen Quellen angebaut. Auch Frankreich und England hat große Anbaugebiete. Ihre Bedeutung gründete sich u.a. in ihrer Erntezeit im Winter, da es früher außer Kohl, Erbsen und Bohnen kaum Vitamine gab.

Inhaltsstoffe:
Senföle (Nasturtiin und Raphanol), viel Vitamin C, Carotinoide (Provitamin A), Vitamin B, D und E; viele Mineralstoffe wie Jod, Kalium, Kalzium, Eisen, Mangan; Kaliumnitrat, Bitterstoffe, Spuren von Arsen ...

Anwendung
Innerlich angewendet wirken die schwefelhaltigen Senfölglykoside als pflanzliches Antibiotikum und als Antikarzinogen.
Zur Krebsprophylaxe sollte man regelmäßig Kreuzblütler (Kohl, Radi, Meerrettich, Gartenkresse…) roh essen, da die Glucosinulate nicht hitzestabil sind.

Die Glucosinulate wirken antibakteriell und werden über Lungen und Niere ausgeschieden, weshalb man auch die Brunnenkresse bei Entzündungen der oberen Luftwege(Bronchitis, alten zähen Schleim mit auch eitrigen Auswurf) verwendet.

Die Senföle regen das ganze Drüsensystem an: stark schleimlösend, verdauungsfördernd, galle-und harntreibend, menstruationsfördernd...Die Brunnenkresse eignet sich gut für die Frühjahrskur, weil sie den ganzen Stoffwechsel anregt und viele Vitamine und Mineralstoffe enthält, die wir nach der kalten Jahreszeit besonders brauchen. Sie“sorgt für frische Säfte“, wie Dr. med.E. Schneider treffend schreibt. Sie aktiviert die Ausscheidungsorgane und wirkt so blutreinigend, deshalb  wird sie bei Rheuma, Gicht, Wassersucht, Hautleiden (Ekzeme, Akne und Haarausfall –Saft auch äußerlich einreiben) eingesetzt. Durch den hohen Vitamin C Gehalt ist sie gegen Skorbut, Zahnfäule und skrofulöse Krankheitsbilder geeignet.Auch bei Kropf ist sie einen Versuch wert, da die Brunnenkresse unser jodreichstes heimisches Gemüse ist. In der Volksmedizin wird sie sogar als Aphrodisiakum gelobt.
Laut Richard Willfort kann der kreisrunde Haarausfall (Alopecie areata),der durch einen Pilz verursacht wird, mit dem Saft der Brunnenkresse äußerlich aufgetragen, geheilt werden.

Ein zu reichlicher Genuß von Brunnenkresse kann allerdings zu einer Entzündung der Magen- und Darmschleimhaut und aufgrund einer Steigerung  der Urinabgabe (s.o.) zu Nierenreizungen führen.
Wie alle Heilpflanzen in Maßen verwenden. Als Kurmäßige Anwendung nie länger als 3-4 Wochen (mit Unterbrechungen) einnehmen. Auf den eigenen Körper hören!

Während der Schwangerschaft nur als Gewürz wegen der die Blase reizenden Wirkung!

Kontraindikation (nach Komission E): Magen- u. Darmgeschwüre; entzündliche Nierenerkrankungen. Kinder nicht unter 4 Jahren (?)!

Zur Gesichtspflege und zum Reinigen aller Hauttypen:
frischer Saft von Brunnenkresse (auch Gartenkresse). Das frische zerstoßene Kraut aufgelegt, soll Sommersprossen, Akne und sogar Räude vertreiben.
In der Volksmedizin wurden die pulverisierten Samen der Schoten als Niespulver und bei Zungenlähmung verwendet.

Sirup: 1/3 frischer Preßsaft des ganzen Krauts mit 2/3 abgekühlten Zuckerwasser-Abkochung vermischen; v.a. bei Husten mit viel Schleim und zur Blutreinigung.
Frischer Preßsaft: Das ganze Kraut in die Fruchtpresse geben, von dem Saft, den ihr noch mit Wasser oder Buttermilch mischen müßt (1:5), 3mal täglich 1Teelöffel als Kur. Den Saft, den ihr nie pur einnehmen dürft (starke Reizung), bekommt ihr auch auch im Reformhaus.

Verwendung in der Küche:
Das kleingeschnittene Kraut schmeckt besonders gut im Salat (Kopfsalat, Endivien, Kartoffelsalat, Eiersalat...), natürlich auch in Mischung mit Wildpflanzen-Salaten, wie der Vogelmiere, dem Hirtentäschel (ebenfalls ein Kreuzblütler), Löwenzahn usw., die ihr auch im Winter finden könnt.

In Quark oder Frischkäse, aufs Butterbrot ,als Pesto, in Kräuterbutter, zu Kräutersaucen, zu Steak, zur Hälfte gemischt mit Spinat, zu Kräuterkartoffeln, als Omlett und anderen Eierspeisen, als Souffle, natürlich als Gewürz und in Suppen (sie ist auch ein Bestandteil der Gründonnerstagssuppe) –in Suppen möglichst erst zum Schluß dazugeben. Ihr seht wie immer ist eurer Phantasie keine Grenze gesetzt!

Rezept für eine Brunnenkresse-Suppe:
zerkleinerte Zwiebel in Butter glasig werden lassen, mit Mehl anschwitzen, dann mit Gemüsebrühe aufgießen und 10 Min. köcheln lassen. Einige Handvoll gewaschener und zerkleinerter Brunnenkresse dazugeben und am besten pürieren. Mit Schmand, Salz, Pfeffer und evtl. einer Prise Zucker abschmecken; am Teller mit ein paar Blättchen Brunnenkresse garnieren

Tipps:
eine hübsche, gesunde und eßbare Dekoration  für alle Speisen sind auch die Blüten  unseres Gänseblümchens, die ihr das ganze Jahr über findet
Outdoorküche: die scharfen Samen als Pfefferersatz oder zu Senf zerstoßen
Zu Rauchtabak: die getrockneten Blätter

Der Saft  soll Nikotinflecken aus der Kleidung entfernen können
Ein Kraut für Sänger, da es die Stimme klärt.

In Frankreich heißt die Brunnenkresse „herbe aux chantres „ (Sängerkraut)
Natürlich wird die Brunnenkresse in der Tierheilkunde und Homöopathie (herba Nasturtii) ebenfalls verwendet.

Nicht vergessen: Ihr könnt natürlich auch die Gartenkresse, das o.g. Wiesenschaumkraut und nur in kleinen Mengen, da bitterer, das Bittere Schaumkraut verwenden-einfach probieren! Ich sage immer zu meinen Kräuterschülern: eigentlich müßt ihr nur die giftigen Pflanzen sicher kennen, die restlichen Pflanzen könnt ihr nach  eurem Geschmack verwenden. Bei uns in Mitteleuropa wachsen über 1.500 eßbare Wildpflanzen (vgl. Fleischhauer)!!
Eure Birgit Garnweidner

Zusätzlich verwendete u. empfehlenswerte Literatur:

  • Dr. Ute Künkele u. Till Lohmeyer „Heilpflanzen und Kräuter Bestimmen, Sammeln, Anwendung u. Wirkung“ Parragon Books;
  • Steffen Guido Fleischhauer „Enyklopädie der essbaren Wildpflanzen“ AT-Verlag;
  • Francois Couplan „Wildpflanzen für die Küche“ AT-Verlag;
  • Richard Willfort „Gesundheit durch Heilkräuter“(Aniquariat);
  • R. med.Ernst Schneider „Nutze die heilkräftigen Pflanzen“ Saatkornverlag;
  • Richard Maybey „Bei der Natur zu Gast“ Kiepenhauer u. Witsch;
  • Elisabeth und Karl Hollerbach „Kraut und Unkraut zum Kochen und Heilen“ Irisiana-Verlag;
  • Detlev Henschel „Eßbare Wildbeeren und Wildpflanzen“ Kosmosverlag;
  • Siegrid Hirsch u. Felix Grünberger „Die Kräuter in meinem Garten“ Weltbild-Verlag;
  • Ingrid u. Peter Schönfelder „Der neue Kosmos Heilpflanzenführer“
  • Ein nettes Buch mit vielen Kochrezepten: „Erstes Grün“ von Rosemarie Zehetgruber u. Christine Klestorfer avbuch


Henriettesherbal (eine empfehlenswerte Seite über Geschichte, Namensherkunft, Anwendung in der Homöopathie u.v.m.)
de.wikipedia.org/wiki/Bitteres_Schaumkraut
das Wiesenschaumkraut war Blume des Jahres 2006

Wenn ihr selbst leckere Rezepte habt, könnt ihr sie gern direkt auf unserer Rezeptseite eingeben. Würde mich freuen
Eure Birgit

TIPP: Kräutergeschichte von Ilka: Das wundersame Sternenkraut

Echte Brunnenkresse

© Brunnenkresse
© Brunnenkresse mit Wurzel - Kräuterschule Altötting
© Brunnenkresse Blüte - Wildkräuter Wissen auf Bio in Bayern
© Brunnenkresse Trieb - Wildkräuter im Januar auf Bio in Bayern
© Brunnenkresse Teppich im Winter - Wildkräuter im Landkreis Altötting
© Brunnenkresse auf einer Wildkräuter Wanderung im Landkreis Altötting
© Gründonnerstagssuppe mit Brunnenkresse
© Schaumkraut - leicht zu verwechseln mit der Brunnenkresse