Wildkraut des Monats April - Springkraut

 

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Indisches Springkraut

Wildkraut im April "Indisches Springkraut"

Heute möchte ich euch eine heiß diskutierte Pflanze vorstellen, die ihr sicher kennt und die gerade zu blühen anfängt: Das Drüsige oder auch Indische Springkraut (Impatiens glandulifera Royle).

Alle Springkräuter gehören zur Familie der Balsaminengewächse (Balsaminaceae). Dazu zählen weltweit ca. 800 Arten; in Mitteleuropa sind davon nur 6 Arten anzutreffen. In den heißen Mittelmeerländern ist es dem Indischen Springkraut zu warm, da es Feuchtigkeit und Halbschatten liebt.

Sein deutscher Beiname „drüsiges“, manchmal lest ihr auch „drüsentragendes“ Springkraut und auch die lateinische Artbezeichnung „glandulifera“(glandulosus = voller Drüsen, fera = tragend) weisen auf seinen mit unangenehm riechenden, rötlichen Drüsen versehenen Blattstiel hin. Diese Drüsen schaut ihr am besten mit der Lupe an, sie sehen aus wie „Schneckenfühler“, dort fühlen sich auch die Blattläuse und Ameisen am wohlsten. Ich bin leider zu wenig Biologe, um zu wissen, ob die Blattläuse evtl. von dem Drüsensekret leben. Es würde mich aber interessieren. Schreibt mir bitte, wenn ihr Genaueres wisst. Ich selbst habe an den Pflanzen noch nichts Unangenehmes gerochen. Ganz im Gegenteil. Ihre großen, weiß-, rosa- bis lilafarbenen hübschen Blüten duften vielmehr! Die Bezeichnung “Indisches“ Springkraut deutet auf seine Herkunft aus dem westlichen Himalaya hin, von wo aus es 1839 den Weg als Zierpflanze nach England fand und den Siegeszug nach Europa antrat. Wie so oft werden Pflanzen über Botanische Gärten, später dann als hübsche Gartenpflanzen, in unserem Fall vor allem durch Imker verbreitet, die das äußerst pollenhaltige und nektarreiche  Springkraut als Bienenfutter anbauten (s. auch Riesenbärenklau, Kanadische Goldrute).

Zur Zeit seiner massenhaften Ausbreitung wurden bei uns gerade die Silberweidenbestände an den Ufern in Pappelwälder umgewandelt, so dass das Springkraut auf den gestörten Plätzen ideale Wachstumsbedingungen vorfand. Bei mir zu Hause besiedelte das Indische Springkraut sofort den neuen Lebensraum, als wir den Garten frisch anlegten. Ich war damals auch beunruhigt und reduzierte es, was nicht schwer ist, da es keine tiefen Wurzeln hat. Heute hat es bei uns im Garten seinen Platz unter einem alten Apfelbaum gefunden und ich erfreue mich an den schönen Blüten mit den vielen Hummeln als Besuchern. Übrigens wird das Springkraut wegen seiner orchideenähnlichen Blüten auch „Bauernorchidee“ oder  „Orchidee des armen Mannes“ genannt. Bei einer Führung durch das sehenswerte Eringer „Europareservat Unterer Inn“ bei Simbach/Inn bestätigte die Biologin meine Beobachtung, dass sich das Ind. Springkraut von selbst reduziert, wenn die Umgebung wieder passt oder die Bäume größer werden. Außerdem erklärte sie uns, dass es oft Jahrzehnte dauern kann, bis die „Neubürger“ von unserer heimischen Tierwelt als Nahrungspflanze (zum Aufessen) erkannt und angenommen werden.
Bis jetzt kenne ich nur den gut getarnten Springkraut-Blattspanner (Xanthohoe biniviata), dessen wunderschöne, große Raupen vom Springkraut leben. Auch Ameisen freuen sich darüber, dass die Pflanze bei den Blattläusen beliebt ist. Gestern Abend beobachtete ich, wie eine Nacktschnecke ihren Stängel hoch kletterte (bin mal gespannt!).

Ihr Gattungsname „Impatiens“ kommt von Ungeduld (vgl.englisch impatient = ungeduldig). Diese Ungeduld ist sprichwörtlich, wie auch der dt. Name Springkraut andeutet. Bald warten pro Fruchtkapsel ca. 9 reife Samen auf ihren Sprung aus der Kapsel in die Erde - bis zu 4 m weit! Kinder machen sich einen Spaß daraus, und ich nutze die Springfreudigkeit, wenn ich an einer Pflanze vorbeireite, für einen kleinen,  leckeren, nussartig schmeckenden Snack: Mit meiner Hand nehme ich möglichst viele Fruchtkapseln  und schlecke mir die von den Kapseln befreiten Samen von der Handinnenfläche. Vor allem die noch leicht unreifen, grünen Samen, wo man beim Öffnen der Schoten noch leicht nachhelfen muss, schmecken am besten.

In der Bachblütentherapie (Edward Bach) spielt das Springkraut unter der Mittelbezeichnung Impatiens eine große Rolle. Es ist auch in den bekannten Notfalltropfen enthalten.
Leute, die auf das Mittel Impatiens ansprechen, sind ungeduldig mit Mitbürgern, manchmal auch jähzornig und erledigen am liebsten alles selbst, da es schneller geht. Dabei leiden sie selbst oft unter Stress und dessen Auswirkung, wie z.B. juckenden Ausschlägen. Auch für quengelige, unruhige „Zappelphilippe“ wäre diese Bachblütenessenz angezeigt. Sie verhilft zu mehr Gelassenheit. Vielleicht ist dies der Grund für die massenhafte Ausbreitung des Indischen Springkrauts bei uns! Unsere hektische, von Stess geplagte Welt schreit geradezu nach so einer Pflanze! In der Tierheilkunde gibt man das Bachblütenmittel gegen Aggressionen.

Das Indische Springkraut ist ein sogenannter Neophyt (gr. = neue Pflanze). Darunter versteht man Pflanzen, die nach dem Jahr 1492 (der Entdeckung Amerikas durch Columbus) aus ihrer ursprünglichen Heimat „ausgewandert“ sind oder durch Menschen absichtlich (s.o.) oder unabsichtlich (z.B mit Saatgut) eingeschleppt wurden. Das z.Z. sehr aktuelle und bekämpfte Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia L.) wurde im 2.Weltkrieg durch US-Soldaten in deren Getreidevorräten mitgebracht. Auch durch die zunehmende Erwärmung sowie durch internationale Verkehrs- und Handelsbeziehungen etc. wird sich unsere Flora und Fauna in Zukunft immer mehr verändern.
Als Neophyten gelten Pflanzen dann, wenn sie sich seit mindestens 25 Jahren selbstständig, d.h. in freien Naturräumen (nicht nur in Gärten) weiter verbreitet haben. Zu den Neophyten zählen u.a. auch die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.), der Sommerflieder (Buddleja davidii) der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica), der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) und einige andere.

Auffallend ist, dass alle genannten Pflanzen wertvolle Nektarquellen für unsere Insekten sind. Meine Vermutung ist, dass wir diese Pflanzen zur Speisung unserer Insektenwelt, vor allem der Bienen, Hummeln und Schmetterlinge brauchen. Unsere heimische Pflanzenwelt ist durch die intensive Landwirtschaft (chemische Düngung, Spritzmittel, Silage…) so reduziert worden, dass viele Insekten, vor allem Schmetterlinge, aussterben, da sie auf lange Strecken kein Futter mehr finden. Da kommen die Neueinwanderer gerade noch rechtzeitig und sie  lassen sich auch trotz regelrechter Jagden auf sie nicht mehr ausrotten. Aktionen mit Schulklassen mit dem Ziel das Springkraut auszurupfen, sind in meinen Augen sinnlos. Vor allem an Flüssen und Bächen ist es nicht mehr einzudämmen, da die Samen sehr gut und auch weit schwimmen und angeblich bis zu 5 Jahre keimfähig sind! Sinnvoller wäre es, den Kindern die Schönheit unserer Natur nahe zu bringen, statt sie in Gut und Böse zu unterteilen!

Weise Kräuterkundige vertreten schon lange die Anschauung, dass die Pflanzen, die wir brauchen, zu uns kommen.

Alle unsere Springkrautarten, wie das Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora DC), welches ursprünglich auch aus botanischen Gärten verwildert ist, das Echte Springkraut (Impatiens noli-tangere L.), welches als heimisch gilt, und natürlich unser Indisches Springkraut, sind roh leicht giftig, d h. stark abführend. Wenn man sie roh in größerer Menge vertilgt, kann es zu  Durchfall, Schwindel oder Übelkeit kommen.

Die Erste-Hilfe-Behandlung ist die gleiche wie bei allen leichten Vergiftungen: am besten erbrechen lassen und Kohletabletten einnehmen (s. das informative Werk: “Giftpflanzen / Pflanzengifte“ von Roth, Daunderer und Kormann).
Die Samen kann man nicht nur roh genießen, sondern auch zu Pesto verarbeiten.

Ich habe vor ein paar Jahren ein Pesto mit den Samen vom Ind. Springkraut (anstatt Parmesan, teuren Pinienkerne o.ä.) und dem Franzosenkraut (Galinsoga parviflora Cav.) fabriziert.  Mir fällt gerade auf: wieder so ein „Zuagroaster“! Diesmal aus Südamerika. Das leckere, supergesunde und äußerst eisenhaltige Kraut „entfleuchte“ um 1800 aus dem Botanischen Garten in Paris. Seine Zuwanderung fiel zeitlich mit den Feldzügen von Napoleon zusammen (Name!). 40 Jahre später war das Kleinblütige Knopfkraut (wie es auch wegen seiner kleinen, an Knöpfe erinnernden Blüten genannt wird) auch bei uns in Deutschland angekommen. Es wurde als Unkraut verdammt und verfolgt oder aber wegen seiner schmackhaften Blätter landwirtschaftlich angebaut.1890 gab  es sogar einen Polizeierlass zu seiner Bekämpfung! Heute fristet das Franzosenkraut sein Dasein oft neben den Straßenrandsteinen und ist fast vergessen. Ich habe ihm einen Platz in meinem Garten reserviert und bin froh eine so gesunde Pflanze nutzen zu dürfen.

Zurück zu unseren Springkräutern:
Nach Steffen Fleischhauers „Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen“(ein sehr empfehlenswertes Nachschlagewerk) kann man die jungen Triebe und Blätter  bis Juli als Kochgemüse verwenden, sollte aber das Kochwasser mehrmals wechseln. Aus den Samen kann man auch Speiseöl pressen.
Für mich ist es somit eher ein Wildgemüse für schlechte Zeiten (zu umständlich), abgesehen von den o.g. leckeren Samen.
In meinen Heilkräuterbüchern suchte ich die Springkräuter  vergeblich.(Logisch – sie sind ja bis auf das Echte Springkraut Neophyten, s.o.). Nur in dem Buch „Die Kräuter in meinem Garten“ von Siegrid Hirsch und Felix Grünberger fand ich eine nette Abhandlung und ein Tee-Rezept.

Abkochung:  1 schwach gehäufter Teelöffel des getrockneten Krauts (Blätter und Stengel des Echten oder Kleinblütigen Springkrauts) mit 250 ml Wasser aufkochen und 5 Min. ziehen lassen; 2 Tassen pro Tag trinken.
Anwendung des Tees bei Harnleiden (steigert die Harnmenge) und zur Blutreinigung, um den Organismus von Schlacken zu befreien
In manchen Regionen verwendet die Volksmedizin das Kraut in hoher Dosierung als Brechmittel.

Med. Eigenschaften: abführend, harntreibend und Bakterien tötend
Äußerlich wird eine stärkere Abkochung zum Reinigen von Wunden und gegen Entzündungen empfohlen. Es heißt hier auch, dass Sitzbäder gut bei Hämorrhoiden sind und  Umschläge eine schöne Vernarbung fördern. Ich verwende den Stängelsaft bei juckenden Insektenstichen.
Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Gerbstoffe (Tannine), Glykoside, p-Hydroxybenzoesäure, Gentisin-Ferula-, p-Cumar-, Sinapin-und Kaffeesäure, Scopoletin und ein bisher unbekanntes Phenol (s.o.“Giftpflanzen“)
Ich selbst habe keine Erfahrungen mit der Heilanwendung. Aber wie ihr seht, gäbe es einiges zu forschen und zu recherchieren (benützen die Inder das Springkraut in ihrer Heilkunde?).

Meine Ausführung soll vor allem  als Anregung dienen. Wenn ihr etwas zur Heilanwendung, Tierbesiedelung oder Nützlichkeit der Springkräuter wisst, würde ich mich freuen von euch zu hören. www.kraeuterschule.com Irgendwo beim Surfen ist mir untergekommen, dass das Indische Springkraut möglicherweise auf die Zunahme des CO2-Gehalts positiv reagiert. Interessant, oder?!

Zum Schluss noch ein Wort meines großen Vorbilds, des
Dalai Lama: „Kein Weltfrieden ohne Frieden mit der Natur!“
Viel Spaß
Eure Birgit Garnweidner

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Indisches Springkraut

Foto © Springkraut
Foto © Nachtkerzenblüte
Foto © Blutweiderich
Foto © Das kleinblütige Springkraut
Foto © Kleine Königskerze