Wildkraut des Monats November - Schlehdorn

 

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Neues aus der Kräuterschule

Schlehdorn

Wildkraut im November "Schlehdorn"

Als Heilpflanze des Monats November möchte ich Euch den Schlehdorn (Prunus spinosa L.) vorstellen. Seine runden, dunkelblauen, weißlich bereiften Steinfrüchte, die Schlehen, hängen jetzt noch an dem bis etwa 3 hohen sperrigen Strauch, dessen Zweige in langen Dornen enden (Name!). Nach den ersten Frösten schmecken seine Früchte viel milder und Ihr könnt aus ihnen ohne Vorbehandlung wohlschmeckende Liköre, Marmeladen etc. zaubern (vgl. auch meine Ausführungen zur Eberesche).
In vielen Büchern findet Ihr den Schlehdorn auch unter der Bezeichnung Schwarzdorn.

Im Gegensatz zum Weißdorn (Crataegus) hat der Schwarzdorn eine schwärzliche Rinde (Name). Wie der Weißdorn und die Eberesche gehört er zur großen Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Schlehdorn ist der Stammbaum unseres Pflaumenbaumes (Prunus domestica L.). Sein Gattungsname kommt von lat. Prunus = Pflaume; der Artname spinosa = dornig
Zu seinen nächsten Verwandten zählen die Vogelkirsche (Prunus avium L.) = die Urform unserer Sauerkirsche; die Traubenkirsche (P. padus L.); der Pfirsich (P. persica L.); die Echte Mandel (P. amygdalus Bartsch)… (siehe Dr. Ute Künkele)

Inhaltsstoffe der Früchte (=fructus pruni spinosae): viel Gerbstoffe; Flavonoide; Farbstoffe wie die Anthocyane (gr. anthos=Blüte, cyanos=blau); Fruchtsäuren (Apfelsäure…); viel Vitamin C; Mineralstoffe; Rohrzucker
In den Samen: Blausäureglykoside (auch in den frischen Blüten-Mandelgeruch; vgl. Ausführung zur Eberesche)

Bemerkung: alle Farbstoffe in den Pflanzen zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Ihnen wird als antioxidativ wirkender natürlicher Zellschutz und sog. „Freie-Radikalen-Fänger“ eine positive Wirkung auch gegen Krebs zugeschrieben! Esst öfter Heidelbeeren (müssen noch die Zunge färben), Hollerbeeren (erhitzt als Mus, Saft…), Weißdorn etc., sprich Pflanzen mit intensiver Färbung, wie auch Rote Beete (hier ist die Anti-Krebs-Wirkung schon lange bekannt)!

Medizinische Verwendung der Früchte bei Durchfall (die getrocknete Beeren) und bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum (Gerbstoffe); zur Stärkung des Immunsystems, bei Grippe, Appetitlosigkeit, Müdigkeit; Magen, -Nieren, -und Blasenleiden, fördern angeblich auch das Wachstum bei Kindern (Marmelade).

Ihr seht die Früchte sind ein gesundes und auch wohlschmeckendes Mittel, um den Winter gut zu überstehen. Ich esse einzelne Früchte auch gern frisch vom Strauch. Das grünliche Fruchtfleisch schmeckt mir auch schon vor dem Frost, wenn seine Gerbstoffe den Mund zusammenziehen lassen und seine Fruchtsäuren herrlich erfrischen. Den Samen müsst ihr natürlich ausspucken!
Dieses Jahr habe ich die Früchte auch in Alkohol angesetzt und probiere 2 verschiedene Arten von Likören. (Näheres siehe unter Ebereschen-Likör)

Ein bewährtes Likörrezept von Theresa, eine Kräuterschülerin, möchte ich euch noch vorstellen:
250g entstielte Schlehen, mit
250g braunem Kandiszucker
8 Gewürznelken und
2 Zimtstangen schichtweise in ein Schraubglas füllen und mit
0,7l Korn übergießen
6 Wochen stehen lassen, öfter mal schütteln, abseihen und in Flaschen abfüllen
Noch ein allgemeiner Tipp für die Likörherstellung:
Wie ihr bei den Ebereschen-Likörrezepten und bei o.g. Rezept sehen könnt, gibt es die unterschiedlichsten Mengen und Zutatenangaben. Ihr könnt fast in jedem Buch andere Angaben finden. Also ausprobieren.
Wenn euch euer Likör zu süß ist, könnt ihr auch am Schluß noch Alkohol (Korn oder mit was ihr angesetzt habt) zugeben. Wenn euch der Likör zu stark ist, könnt ihr abgekochtes Zuckerwasser zufügen, oder nur mit abgekochtem Wasser verdünnen.
Nicht vergessen: je länger der Likör fertig abgefüllt ruht, desto besser wird er!
Esst natürlich auch die abgeseihten Früchte, wie Rumtopf!
Mein Tipp: mit seiner schönen, fast violetten Farbe ist der Likör in kleine Flaschen gefüllt ein nettes (Weihnachts-)Geschenk. Auch meine Marmeladen verschenke ich gern. So bekomme ich gleich ein „Feed back“ wie meine Kreationen schmecken. Dazu sammle ich alle kleinen 0,2l -0,5l Flaschen und Gläser mit Schraubverschluss (Freunde und Bekannte aktivieren). In einem Ordner mit herausnehmbaren Blättern schreibe ich den Fundort, die genauen Zutaten für meine Zubereitungen mit Datum (auch Jahreszahl und manchmal den Mondeinfluss nach dem Maria Thun-Kalender-Früchtetag…) und alle Erfahrungen (Geschmack; Wirkung bei Krankheit…) auf. Im nächsten Jahr weiß ich dann was ich wieder wo sammeln, verbessern kann…

Weitere Verwendung in der Wildpflanzenküche:
Saft; Sirup; Punsch; Chutney; Gelee; Kompott; die Früchte in Essig oder Wein ansetzen; in Saucen geben

Ich liebe Schlehen-Marmelade:
Schlehen (nach dem 1. Frost gesammelt, oder aus der Tiefkühltruhe aufgetaut) etwa zur Hälfte mit Zwetschgen oder Birnen gemischt, in wenig Wasser weich kochen (evtl. am Vortag schon in wenig Wasser ausziehen lassen), durchpassieren mit einer Prise Zimt und evtl. etwas Zitronensaft nach Packungsanweisung mit Gelierzucker sprudelnd kochen, heiß abfüllen (s.a. Ebereschen-Marmeladenrezepte)
Ihr könnt auch Schlehen mit Äpfel mischen; statt Wasser mit Wein kochen; ich habe sogar ein Marmeladenrezept mit eingefrorenem Rosenkohl gefunden!

Während ich so aus dem Fenster schaue, kommt mir die Idee eine Mischung mit Hagebutten auszuprobieren; die Hagebutten hängen noch am Strauch und sind jetzt auch weich, ihr müsst auch keine Kerne entfernen, da alles durchpassiert wird;
Wenn ich neue Kreationen ausprobiere, mache ich keine riesigen Mengen, sondern behalte z.B. etwas von den Schlehen auf und mische sie in diesem Fall mit den Hagebutten, welche ich dann in kleine Gläser abfülle und für einen „Geschmacks-Testlauf“ Verwandten und Bekannten schenke; evtl. Rückfragen; Zutaten genau aufschreiben (s.o).

Tipp für Marmeladen-Rezepte:
Früchte, die alleine langweilig schmecken, wie z.B Weißdorn könnt ihr gut mit auch sauren Früchten der Saison wie Kornelkirschen, saure Äpfel, o.ä. aufpeppen.
Früchte, die solo herb schmecken wie z.B. Eberesche, Schlehe könnt ihr gut mit Zwetschgen, Birnen, Äpfel etc. „neutralisieren“.
So habt ihr immer noch den gesundheitlichen Wert, bei gutem Geschmack!
Tipp: verwendet Marmeladen auch zum Süßen von eurem Müsli, Joghurt etc.

Ich bin zurzeit auf Likörtrip und habe auch einen Hagebuttenlikör angesetzt. Die dicken, weichen, Vitamin C reichen Kartoffel-Hagebutten (Rosa rugosa Thunb.) waren gleich neben den Schlehen angebaut. So lag es nahe ein paar zu pflücken und halbiert, von Stielen und den verwelkten Kelchblättchen befreit, in ein Schraubglas zu geben und mit Obstler zu bedecken. Die Kerne schwimmen oben und deshalb ist es wichtig das Glas öfter zu schütteln, damit sie nicht zu schimmeln beginnen!

Ihr könnt alle mitteleuropäischen Rosenarten (Rosa) in der Wildkräuterküche verwenden. Aus den Früchten, den sog. Hagebutten, lassen sich Marmeladen, Mus (gut als Tomatenmark-Ersatz) oder eine Suppe zubereiten. Nehmt aber schon weiche Früchte, sonst werdet ihr beim Durchpassieren wahnsinnig! Durch Einfrieren oder stundenlanges kochen werden die Butten auch weich.
Für einen leckeren Tee, der auch kalt schmeckt macht am besten eine Tee-Abkochung, d.h. ihr gebt die grob zerkleinerten Hagebutten inklusive Kerne ( gut für die Harnwege) in einem Topf mit kalten Wasser, erhitzt sie und lasst alles - möglichst zugedeckt- eine Zeitlang köcheln, abseihen.
Angeregt von meinem Geschreibe, habe ich mir gerade einige noch schöne und schon weiche Hagebutten von unserer Hundsrose (Rosa canina L.) für einen Tee gepflückt. Noch ein paar Apfelschalen dazu, die vom Frühstück übrig geblieben sind. Der fast wie Punsch schmeckende, orangefarbene Tee weckt in mir Assoziationen an Weihnachten!
Probiert auch mal das frische „Mark“ einer Hagebutte. Wenn ihr die welken Blättchen wegschneidet oder mit dem Fingernagel abzwickt, könnt ihr wie aus einer Tube das säuerlich erfrischende Mark rausdrücken. –Lecker!

Aber kommen wir wieder zurück zu unserer Schlehe.
Natürlich könnt ihr auch mit frischen oder getrockneten Schlehen eine Tee-Abkochung machen. Ihr könnt sie auch zu einem sog. Früchtetee mischen. Geeignet sind Weißdorn, Hagebutten, getrocknete Ebereschen, Heidelbeeren und alle ungiftigen Wildfrüchte, aber auch Apfelschalen, Rosinen, Feigen, Datteln, Schalen von Bio-Orangen etc. und evtl. Gewürze wie Zimt, Vanille….Experimentiert selbst, es macht Spaß!
Tipp: Schaut euch zur Anregung Zusammensetzungen von gekauften Teemischungen an!
Vor allem getrocknete Früchte eine Zeitlang im Abkoch-Wasser einweichen, so müsst ihr die Früchte nicht so lange kochen!

Ich könnte noch seitenweise über die Schlehe schreiben! Über die Anwendung der Blüten als milder Abführtee, der auch für Kinder geeignet ist; als Bachblütenessenz.
In der Homöopathie werden Zubereitungen aus frischen Schlehdorn-Blüten unter der Mittelbezeichnung Prun bei Ziliar- und Gesichtsneuralgien, Herzinsuffizienz etc. verabreicht.
Ihr hoher Stellenwert auf Platz 3 (nach Salweide und Weißdorn) in der Hitliste heimischer Wildsträucher als Nahrungsspender und Unterkunft für über 137 Kleintiere! Als guter Bodenbefestiger; als Schutzgehölz gegen Wind, Schnee (und auch Hexen!); über Geschichte, Mythologie u.v.m.

Für nähere Informationen schaut euch meine Literaturhinweise bei der Eberesche (Lexikon) an, schaut im Internet bei www.wikipedia.de unter Schlehe nach, oder einfach bei google oder einer anderen Suchmaschine den Such-Begriff eingeben und ihr findet zahlreiche Rezepte, Botanik, Fotos…auch bei meinen Web-Links vorbeischauen (wenn ich auf interessante Seiten stoße, stellt sie Gabi, meine Webseitengestalterin, rein).
Noch zwei Buchtipps: “Lebenselixiere aus Deutschland“, wilde Pflanzen, von Jean Pütz und Monika Kirschner aus der Reihe Hobbytheke; ein nett geschriebenes Buch über essbare Wildpflanzen im Jahreslauf, mit einfachen Rezepten.
„Pflanzen und Umwelt“, 1000 Fragen und Antworten, Wissen Media Verlag 2006; ein günstiges Buch über viel Interessantes aus der Pflanzenwelt

Wie immer würde ich mich über erprobte gute Rezepte von euch freuen.
Zur Erinnerung: jetzt ist die richtige Zeit um Wurzeln zu graben!
Eure Birgit
 
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Wildpflanzenwanderungen und Informationen zur Ausbildung findet Ihr auch unter www.kraeuterschule.com

Bilder © www.kraeuterschule.com

Schlehdorn

© Schlehdorn
© Hagebutte und Schlehe für Marmelade - Kräuterschule Altötting
© Ansetzen von Schlehenlikör mit Kandiszucker - Kräuterschule
© Schlehdorn Beeren - Wildkräuter Wanderung im Landkreis Altötting